vier Kinder ernten Kräuter

Projekt: Mit Kindern die Kräutervielfalt des Mittelalters entdecken

Stadtmuseum | 07.01.2022

Zwischen Juni und Oktober 2021 trafen sich Schülerinnen und Schüler einer 6. Klasse ein- bis zweimal monatlich auf der Oberburg Giebichenstein, um dort Kräuterbeete anzulegen und später die Kräuter zu pflegen, zu ernten und zu verarbeiten.

Es entstanden zwei Hochbeete, ein mit Flechtwerk und ein mit Steinen eingefasstes Beet. Markus Königsdörfer und Beate Krauße vom Stadtmuseum unterstützen die Kinder dabei. Auf einer Exkursion zum Kloster Michaelstein (bei Blankenburg im Harz) besuchte die Gruppe den klösterlichen Kräutergarten und holte sich Anregungen für ihr Kräuterprojekt. Wir sprachen darüber mit Markus Königsdörfer.

vier frisch angelegte Kräuterbeete

Kräuterbeete vor dem Torturm der Burg Giebichenstein. Foto: Markus Königsdörfer

Stadtmuseum: Wie kam es zu der Idee, mit Kindern einen Kräutergarten auf dem Giebichenstein anzulegen?

M.K.: Abgesehen von der Idee, das Kräuterwissen aus dem Mittelalter auf eine ganz praxisnahe Art zu vermitteln, gibt es seit einigen Jahren das Ziel des Stadtmuseums, die Oberburg für Besucher noch attraktiver zu machen. Eine neue Dauerausstellung mit neuer Beschilderung, QR-Codes, einem Viscop in die Vergangenheit (man kann bei Durchschauen die Burg im Zustand vor etwa 700 Jahren sehen), Klang-Installationen zu Ludwig dem Springer, der Minnesang-Station, der Lehmbackofen - und dazu zählen nun auch die neuen Kräuterbeete vor dem Torturm. Das Areal war vorher eine Wildnis, mit Kräuterbeeten wollten wir das aufwerten.

Stadtmuseum: Wie haben sich die Kinder eingebracht? Haben sie z.B. über die Kräuterarten mitentschieden?

M.K.: Die Entscheidung, welche Kräuter gepflanzt werden sollten, traf Projektleitung, Beate Krauße und ich - das war auch abhängig von Verfügbarkeit.

Arbeiten der Kids waren: Terrassierung der Flächen, Aufstellung der hölzernen Beeteinfassungen, Anlegen des Flechtwerkbeetes und des mit der steinernen Einfassung. Mischen der verschiedenen Erden zur Befüllung. Bepflanzung und Pflege in der Projektzeit. Nutzung "unserer" Kräuter: beim Kochen, Herstellung von Limonaden, Duftsäckchen, Kräutersalz.

Stadtmuseum:  Welche Kräuter wurden angepflanzt und warum? Welche heute üblichen Kräuter kannte man im Mittelalter noch nicht?

M.K.: Neben den Klassikern wie Petersilie, Schnittlauch, Basilikum, Thymian und Salbei haben wir auch Sorten wie Engelswurz, Mönchspfeffer und Ysop gepflanzt. Diese Kräuter waren schon im Mittelalter bekannt. Sie sind heute nicht mehr so weniger im Gebrauch und wollten wir die in die Gegenwart holen. Im Grunde sind alle heute gängigen Kräuter seit dem 9./10. Jh. in Mitteleuropa bekannt.

Stadtmuseum: Wurden die angepflanzten Kräuter schon verwendet? Wenn ja, wozu?

M.K.: Ja, für Limonaden, Duftsäckchen und Kräutersalz. Außerdem haben wir auch ein Backprojekt auf der Oberburg. Im Lehmofen werden verschiedene Brote, gefüllte Teigteile und Flammkuchen gebacken. Dann verwenden wir die Kräuter für Soßen, zum Würzen der Füllungen und für Aufstriche.

Stadtmuseum: Gibt es ein „Aha“-Erlebnis oder eine Anekdote?

M.K.: Naja, Sechstklässler sind jetzt an Kräutern im Allgemeinen nicht sooooo interessiert. Aber: das praktische Arbeiten an den Beeten (Bau und Pflege), da waren die meisten doch mit Elan dabei. Und: viele kannten nur Petersilie, Schnittlauch und Basilikum frisch - die Vielfalt war dann doch ein "Aha", unabhängig davon, ob das Kraut jetzt schmeckt oder nicht. Ach ja, und was wir (auch ich!) von Beate gelernt haben: "Es gibt keine Unkräuter, sondern höchstens Beikräuter".

Das Interview führte Elke Arnold.

Fotos: Marcus-Andreas Mohr

Das Projekt „(Mittelalterliche) Kräuterbeete und deren Nutzung“ ist eine Kooperation des Stadtmuseums Halle mit dem Bildungshaus Riesenklein, gefördert vom Deutschen Museumsbund im Rahmen des Förderprogramms „Kultur macht stark“.

Kommentare